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2. Sind bei einer
kontroversen Diskussion Mann und Frau VERSCHIEDENER Meinung, so erhält der
MANN Recht.
3. Beide Partner erkennen an, dass hierdurch
das Prinzip der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau als
gewährleistet gilt."
Der aufmerksame Zuhörer (Leser) wird sofort
erkannt haben, dass durch diesen Vertrag der MANN stets - unabhängig von
der Meinung der Frau - Recht behält!
Die MODERNE THEORETISCHE
PHYSIK, die sich eine "exakte" Wissenschaft nennt, arbeitet nach dem
gleichen Prinzip. Die MATHEMATIK steht stellvertretend für den MANN, das
EXPERIMENT stellvertretend für die EHEFRAU:
MATHEMATIK ======> MANN
EXPERIMENT ======> EHEFRAU
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Sie werden nun einwenden wollen, dass dies
sicher eine überspitze Formulierung sei, die nur in Ausnahmefällen Geltung
haben könne. NEIN! Das Gegenteil ist der Fall: In der Lehrbuch-Physik
kommt dieses Prinzip nur in Ausnahmefällen NICHT zur Anwendung!
Nachweislich sind
folgende physikalische Theorien in sich widersprüchlich und daher nahezu
wertlos:
NEWTON-sche
Gravitations-Theorie
Thermodynamik
MAXWELL-sche
Elektrodynamik
Elektronen-Theorie
Relativitätstheorie
Quantentheorie
Die Ursache dieser höchst
unerfreulichen Situation liegt darin, daß die allgemein als exakt
anerkannte "mathematische Methode" verlangt, dass alles in logischer Weise
aus dem vorhergehenden folgt. Wenn also ganz am Anfang einer
wissenschaftlichen Entwicklung ein IRRTUM als "bewiesenes Faktum", als
sogenanntes "NATURGESETZ" eingeführt wird, pflanzt sich der Irrtum bis in
alle Ewigkeit fort. Denn infolge des vorstehend genannten PRINZIPS ist die
experimentelle Überprüfung praktisch ausgeschaltet.
Sie werden nun sagen: ,,Was soll's? Wenn die
Theorien nützlich sind und sich in der Praxis bewährt haben, sollte es
doch gleichgültig sein, ob sie beim genauen Hinsehen Widersprüche zeigen".
Dies ist eine sehr gefährliche Überlegung!
Das soll an einem ganz einfachen Beispiel klargemacht werden:
Sie kennen alle die ,,Bauernregel": ,,Wenn
der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt
wie es ist". Es ist hier eine Aussage mit ihrem kontradiktorischen
Gegenteil durch eine ODER-Verknüpfung verbunden mit der Folge, dass die
,,Regel" immer stimmt, obwohl kein kausaler Zusammenhang mit dem
Hahnenschrei und/oder dem Mist gegeben ist. Eine weitere Folge ist, dass
keinerlei Voraussage möglich ist, da alle Eventualitäten in der
,,Regel" enthalten sind. Lediglich im Nachhinein stimmt immer alles.
Zwar werden immer wieder sogenannte "experimentelle
Überprüfungen" durchgeführt, aber immer dann, wenn das Experiment den
mathematisch "prophezeiten" Aussagen widerspricht, erklärt der Theoretiker
mit mühsam unterdrückter Arroganz: "Ja, wenn das so ist, dann müssten Sie
als Experimentator doch einen Fehler in meinem mathematischen Konzept
nachweisen können." Da der Experimentator aber im allgemeinen nicht so
vertraut ist mit mathematischen Methoden und TRICKS, muss er in der Regel
klein beigeben. Sollte er dennoch einmal aufbegehren, so wird er einfach
lächerlich gemacht. Eine fast regelmäßig mit großem Erfolg praktizierte
Methode.
Es erhebt sich nun die
FRAGE:
"Wo wurde zu Beginn der
MODERNEN PHYSIK ein IRRTUM als bewiesenes Faktum, als sogenanntes
Naturgesetz eingeführt?"
Die ANTWORT lautet:
"Schon zu GALILEIs Zeiten
wurde das sogenannte FALLGESETZ, das lediglich eine idealisierte
mathematische Zuordnung beschreibt, von unkritischen Schülern Galileis
fälschlich zu einem NATURGESETZ erklärt, welches von GALILEI experimentell
BEWIESEN sei."
GALILEI nämlich setzte -
entgegen der natürlichen Erfahrung - als AXIOM fest: "Alle Körper fallen
(im luftleeren Raum) gleich schnell." Experimentell konnte er das
natürlich nicht beweisen, da ihm die Mittel zur Herstellung eines
geeigneten VAKUUMS fehlten. Also beschränkte er seine Experimente auf
spezifisch SCHWERE Körper, bei denen der Luftwiderstand weitgehend
vernachlässigt werden konnte.
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Die fünf grundlegenden Dogmen |
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Während nun bei GALILEI
die IDEALISIERUNG als grundlegende Methode einer neuen
Wissenschafts-Auffassung diente, wurde diese von einzelnen seiner Schüler
vollkommen missverstanden. Es wurde fälschlich gefolgert: "Naturgesetze
sind grundsätzlich mathematisch formulierbar." Dieser Gedanke wurde von
nun an als DOGMA in die Naturwissenschaften eingeführt. Und damit sind wir
bereits beim eigentlichen Thema! Dieses erste innovationshemmende DOGMA
kann auch wie folgt ausgesprochen werden:
Erstes DOGMA:
"Der Glaube an die
Unfehlbarkeit der Mathematik" |
Man kann im Zusammenhang mit diesem ersten DOGMA zwei Gruppen von
Wissenschaftlern unterscheiden:
1. GRUPPE: Diese
Wissenschaftler glauben echt an die Unfehlbarkeit der Mathematik und
lassen sich auf diese Weise mit einfachen mathematischen Tricks beliebig
manipulieren.
2. GRUPPE: Diese
Wissenschaftler nutzen die Gutgläubigkeit der Anhänger der ersten Gruppe
in schamloser Weise aus, um ihre Machtposition in der
Wissenschafts-Hierarchie zu errichten und zu festigen.
Im allgemeinen ist es
nicht ganz einfach zu entscheiden, ob ein Wissenschaftler der ersten oder
der zweiten Gruppe angehört.
Mit dem "Glauben an die
Unfehlbarkeit der Mathematik" eng verknüpft ist nun ein zweites DOGMA, wie
sich aus den vorhergehenden Überlegungen unschwer ergibt:
Zweites DOGMA:
"Der Glaube an die Unfehlbarkeit
des Experiments" |
Dieses zweite DOGMA bedarf noch einer zusätzlichen Erläuterung:
Da theoretische
Formulierungen von Erscheinungen der realen Natur - wegen der
unübersehbaren Vielfalt tatsächlich möglicher Einflussgrößen - lediglich
IDEALISIERUNGEN sein können, stellen die zur Naturbeschreibung verwendeten
mathematischen Formeln stets NÄHERUNGEN dar. Eine experimentelle
Überprüfung kann daher nur feststellen, in welchem ANWENDUNGSBEREICH eine
solche Formel eine vorgegebene GENAUIGKEITSFORDERUNG erfüllt.
Deshalb ist es auch
vollkommener Unsinn, nach einer WELTFORMEL zu suchen. Eine solche Suche
wird besonders in populärwissenschaftlichen Büchern immer wieder mit
unhaltbaren Argumenten diskutiert. Vor allem ist es fast immer unzulässig,
zwei oder mehr Näherungsformeln der genannten Art in ein übergeordnetes
theoretisches Konzept einzubeziehen. Denn in aller Regel gehen die
verwendeten Näherungsformeln von unterschiedlichen, nicht miteinander
verträglichen Prämissen aus.
Dies ist eine Erkenntnis, die in der Technik
UNBEWUSST schon seit langem zur Anwendung kommt. In der Physik ist diese
Erkenntnis aber erst vor wenigen Jahren zögernd zum Bewusstsein gekommen
und man versucht krampfhaft, dieses zu vertuschen. Hier können wir nun auf
eine sehr wichtige Rede von Sir Karl R. POPPER hinweisen, die am 28. Juli
1982 im Zweiten Österreichischen Fernsehen (ORF 2) ausgestrahlt wurde. In
dieser Rede heißt es u. a. (auszugsweises Zitat nach einem
Tonband-Mitschnitt):
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"Der alte Imperativ für den Intellektuellen
ist: Sei eine Autorität. Wisse alles in Deinem Gebiet. Wenn Du einmal als
Autorität anerkannt bist, dann wird Deine Autorität auch von Deinen
Kollegen beschützt werden und Du musst natürlich Deinerseits die Autorität
Deiner Kollegen beschützen. Ich brauche kaum zu betonen, dass diese alte,
PROFESSIONELLE ETHIK immer schon intellektuell unredlich war. Sie führt
zum Vertuschen der Fehler um der Autorität willen.
Auch in den am besten
bewährten unter unseren Theorien können Fehler verborgen sein. Und es ist
die spezifische Aufgabe des Wissenschaftlers, nach solchen Fehlern zu
suchen. Die Feststellung, daß eine gut bewährte Theorie oder ein viel
verwendetes praktisches Verfahren fehlerhaft ist, kann eine wichtige
Entdeckung sein.
Wir müssen deshalb unsere
Einstellung zu unseren Fehlern ändern. Es ist hier, wo unsere praktische
ETHISCHE REFORM beginnen muss.
Denn die alte,
berufsethische Einstellung führt dazu, unsere Fehler zu vertuschen und zu
verheimlichen und so schnell wie möglich zu vergessen.
Das neue Grundgesetz ist,
dass wir - um zu lernen, Fehler möglichst zu vermeiden - gerade von unseren
Fehlern lernen müssen. Fehler zu vertuschen ist daher die größte
intellektuelle Sünde.
Wir müssen uns klar
werden, dass wir andere Menschen zur Entdeckung und Korrektur von Fehlern
brauchen und sie uns. Insbesondere auch Menschen, die mit anderen Ideen in
einer anderen Atmosphäre aufgewachsen sind. Auch das führt zu Toleranz.
Wir müssen lernen, dass
Selbstkritik die beste Kritik ist, dass aber die Kritik durch andere eine
Notwendigkeit ist. Sie ist fast ebenso gut wie Selbstkritik.
Rationale Kritik muss immer spezifisch sein.
Sie muss spezifische Gründe angeben, warum spezifische Aussagen,
spezifische Hypothesen falsch zu sein scheinen oder spezifische Argumente
ungültig. Sie muß von der Idee geleitet sein, der objektiven Wahrheit
näher zu kommen. Sie muss in diesem Sinne unpersönlich sein." (Ende des
auszugsweisen Zitats)
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Die Notwendigkeit, unsere Einstellung zu
unseren Fehlern zu ändern, geht auch aus dem Buch von HEISTER (1991)
hervor. Dort heißt es in einem Beitrag von BINNIG (Zitat von Seite 30):
"Auch sollte man zu den FEHLERN EIN
NATÜRLICHES VERHÄLTNIS bekommen und einfach wissen, wie notwendig sie
sind. Wir müssen den Narren in uns herauslassen, um kreativ zu sein. Das
kann schmerzhaft sein, denn man kann sich blamieren. Die Fähigkeit, sich
blamieren zu können, erwirbt man sich allerdings nur durch praktische
Blamage. Sobald man kreativ sein will, gehört es zum System, Irrwege zu
gehen und "Unsinn" zu produzieren. Dies fördert nicht gerade das
persönliche Image. Zu leicht kann man der Versuchung erliegen, dem Image
immer gerecht werden zu wollen. Damit stirbt die Kreativität. Wir sollten
erkennen, dass ein Fehler weder gut noch schlecht ist. Er ist einfach
notwendig, wenn ich kreativ sein will. Unser verkrampftes Umgehen mit
Fehlern hängt sicherlich mit unserer Erziehung oder Ausbildung zusammen
und lässt sich eher als ein kollektives Phänomen beschreiben." (Ende des
Zitats)
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In gleicher Richtung zielen auch die
Ausführungen von Dr. Ida Fleiß in demselben Buch von HEISTER (Zitat von
Seite 35/36):
"Wo lernen Kinder und
Jugendliche heute, Probleme zu erkennen, komplexe Probleme zu analysieren,
Lösungen durchzuspielen und die richtige Lösung zu finden? Wo lernen sie,
auf spielerische Art und Weise auch Fehler zu produzieren, um daraus zu
lernen? Wo lernen sie, eigene Fähigkeiten mit denen anderer zu
kombinieren, um so zu noch besseren Problemlösungen zu gelangen? Wo lernen
sie Problemlösen? Wo lernen sie beim Problemlösen Kooperation statt
Konkurrenz?
Aber es geht noch weiter:
Was nützt es, wenn Schule
und Verein solche Fähigkeiten fördern und kooperatives,
verantwortungsbewusstes, kreatives Verhalten schulen, wenn dann im Berufs-
und Arbeitsfeld entsprechende Möglichkeiten fehlen? Wenn Querdenken
bestraft wird, Fehler angekreidet werden und statt dessen rücksichtsloser
Ehrgeiz und Konkurrenz erwünscht sind?
Eine neue soziologische
Untersuchung hat ergeben, dass der junge Mitarbeiter von heute mehr Wert
darauf legt, auch kreativ arbeiten zu können, mehr gemeinsame Initiativen
entwickeln und auch schon mal Fehler machen zu dürfen, ohne dass ihm eine
schlechte Beurteilung die Karriere verbaut.
Dies passt eigentlich gut in das Bild der
neuen Unternehmenskultur. Aber - gibt es sie wirklich oder ist sie nur ein
Gerede?" (Ende des Zitats)
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Aus der auszugsweise zitierten Rede
POPPERs werden zwei weitere DOGMEN der Naturwissenschaften deutlich:
Drittes DOGMA:
"Der Glaube an
die Unfehlbarkeit der Autorität" |
Viertes DOGMA:
"Der Glaube an
die Aufrichtigkeit des Wissenschaftlers" |
Wir möchten gleich noch ein weiteres DOGMA anführen.
Fünftes DOGMA:
"Der Glaube an
die Entbehrlichkeit der Philosophie" |
Dieses fünfte DOGMA
scheint uns die größte Bedeutung zu haben. Denn neuere Erkenntnisse der
Philosophie, die teilweise schon vorstehend kurz angesprochen wurden,
besagen (vgl. insb.
THÜRING 1967a;
THÜRING 1967b;
KUHN 1983,
KUHN
1984, FRIEBE 1988,
FRIEBE 1989,
SCHMIDT 1988)
1. Es gibt KEINE Naturkonstanten
2. Die Suche nach einer WELTFORMEL ist
wissenschaftlicher Unsinn
3. Es gibt KEINE Naturgesetze in
mathematischer Formulierung
4. Mathematische Formeln zur
Naturbeschreibung sind stets NÄHERUNGEN
5. Das Zusammenführen von zwei oder mehr
als zwei NÄHERUNGEN gemäß
Ziffer 4. führt in aller Regel zu einer "Theorie" mit inneren
Widersprüchen
6. Eine "Theorie" mit inneren
Widersprüchen gemäß Ziffer 5. ist in aller Regel
unendlich vieldeutig
7. Eine unendlich vieldeutige "Theorie"
gemäß Ziffer 6. ist NICHT experimentell
überprüfbar
8. Jede NÄHERUNG gemäß Ziffer 4. bedarf einer "EXHAUSTION", d.h.
einer Eingrenzung, in welchem ANWENDUNGSBEREICH eine solche
Näherung eine vorgegebene GENAUIGKEITSFORDERUNG erfüllt.
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