Kommentar zu: „Die logischen Fehler der Relativitätstheorie“

Hiermit möchte ich besonders aufmerksam machen auf den Kommentar von Professor Dr. rer. nat. Joachim Meyer zu dem Vortrag von Dr. Manfred Lang: „Die logischen Fehler der Relativitätstheorie“.

Zitat:

Sehr erfreulich, Ihr Vortrag von 2003, kann Ihnen dazu nur gratulieren. Dank gebührt auch Herrn Friebe, der es unternommen hat, solche Aufsätze im Internet zu verbreiten.

Sie gründen Ihre Darstellungen expressis verbis auf allgemein anerkannter Logik. Man könnte geneigt sein, Ihnen in diesem Punkte zuzustimmen, stünde dem nicht die Aussage von Herrn Suchy (Professor für Theoretische Physik) entgegen, der gemeint hat, jeder wisse doch, daß in der modernen Physik die Logik nicht immer anwendbar sei. Sie sollen nicht denken, Sie sollen glauben!

Nur mit einem Wort bin ich nicht ganz zufrieden: dort, wo Sie (auf S. 3) schreiben. “ … man müßte dann annehmen, daß sich das Licht relativ zur Lichtquelle mit der Geschwindigkeit c bewegt.“ Ich würde hier eher schreiben: “ … man müßte dann folgern, …“ (siehe Kantor).

Und noch ein kurzer Kommentar zu Ihrer Erwähnung des berühmten Einsteinschen Kastens, in dem sich ein Physiker befindet (S.6). Sie schreiben: „Er hat nun keine Möglichkeit, festzustellen, ob er sich in einem Schwerefeld befindet, oder ob der Kasten von Geisterhand beschleunigt wird.“ Sehr richtig. Ein Physiker kennt ein solches Mittel zur Unterscheidung von Schwere und Beschleunigung tatsächlich nicht. Ein solches Mittel kennt nur der Geophysiker. Es heißt Gravimeter und wird benutzt u.a. zur Vermessung von Anomalien des irdischen Schwerefeldes.

Da ein Schwerefeld als Zentralkraftfeld notwendig inhomogen ist, die Führungsbeschleunigung eines ganzen Systems (hier des Kastens) aber ebenso notwendig homogen ist, kann man durch eine einfache räumliche Vermessung des wirksamen Kraftfeldes mit dem Gravimeter eindeutig feststellen, ob dieses Kraftfeld inhomogen und mithin ein Schwerefeld oder homogen und somit die Wirkung einer Beschleunigung ist. Die Meßgenauigkeit moderner Gravimeter liegt bei 0,001 mgal, ein Unterschied, der im Schwerefeld der Erde einem Höhenunterschied von nur 3 cm entspricht. In einem Kasten, der höher ist als 3 cm, d.h. in jedem realen Kasten, kann der Geophysiker demnach einwandfrei zwischen der Wirkung der Schwere und der Wirkung der Beschleunigung unterscheiden.

Das Gleiche gilt natürlich für den entsprechenden Gedankenversuch mit dem schwerelosen bzw. dem frei fallenden Kasten. Auch hier ist mit einem einfachen Gravimeter wieder eine einfache Unterscheidung möglich. Während bei dem Kasten im schwerelosen Raum an jeder Stelle im Kasten echte Schwerelosigkeit herrscht, treten im Innern des frei fallenden Kastens aufgrund der Inhomogenität des äußeren Schwerefeldes Differenzkräfte auf, die ihrer Natur nach Gezeitenkräfte sind. In meiner Berliner Einführungsvorlesung zur Geophysik habe ich das Entstehen von Gezeitenkräften als Differenzkräfte im inhomogenen Schwerefeld geradezu am Beispiel des frei fallenden Fahrstuhls veranschaulicht. (Vgl. das Beispiel der drei fallenden Astronauten an der Stange im Fischer-Lexikon Geophysik unter dem Sachwort „Ebbe und Flut“). Einstein selbst (Ann. Phys. 35, 1911) gründet seine Folgerungen denn auch auf der Annahme eines homogenen Schwerefeldes, bei der die Nichtunterscheidbarkeit von einem Beschleunigungsfeld in der Tat gegeben wäre. Nur ist ihm offenbar nicht gegenwärtig gewesen, daß es homogene Schwerefelder in der Natur gar nicht gibt.

Born hat dieses Problem anscheinend erkannt gehabt, als er statt des realen, großen Kastens den Gedankenversuch mit kleinen  „Wichtelmännchen“ durchführte, die sich auf einer Hand abwärts bewegen. Doch kann ich dazu nur sagen: Wichtelmännchen haben Wichtelgravimeterchen. Im übrigen bezeichne ich den hilflosen Einwand von Max Born im wahrsten Sinne des Wortes als „borniert“.

Nachdem Sie die RTh nun also abgehakt haben – und dies eleganter, als es manch anderer versucht – frage ich Sie allen Ernstes: Quo vadis, domine? Wohin gehen Sie nun? Wollen Sie (wie GOM) nur weiter daran arbeiten, die Fachzunft zum Eingeständnis ihres Jahrhundertirrtums zu bewegen (was ich für aussichtslos halte), oder wollen Sie, unabhängig von solchem Eingeständnis, nach einem eigenen Ausweg aus diesem Dilemma suchen? Im ersteren Fall haben Sie heute im Internet zumindest viele Gleichgesinnte. Im zweiten Fall stehen Sie in der Welt so ziemlich allein. Und der Lohn für eine solche Arbeit liegt nicht im Materiellen, sondern allein im Ideellen. So wie es Carl Friedrich Gauss in unübertrefflicher Weise beschrieben hat: „Das Aufsuchen der Gesetze in den Naturerscheinungen hat für den Naturforscher seinen Zweck und seinen Werth schon in sich selbst, und ein eigenthümlicher Zauber umgibt das Erkennen von Maaß und Harmonie im anscheinend ganz Regellosen.“ Das Bestreben, etwas von diesem Zauber einmal selber zu erleben, kennzeichnet den wahren Gelehrten, im Unterschied zu jenen, denen (wie Einstein in den Archiven der Humboldt-Universität) ein „unersättliches Geltungsbedürfnis“ nachgesagt wird.

Glückauf!

Joachim Meyer

(Zitatende) 

Weitere Beiträge von Professor Dr. rer. nat. Joachim Meyer finden Sie hier und hier!

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