Hundert Autoren gegen Einstein

Hundert Autoren

Nachstehend bringe ich das Vorwort zu dem Buch:

HUNDERT AUTOREN GEGEN EINSTEIN
Herausgegeben von Dr. Hans Israel, Dr. Erich Ruckhaber, Dr. Rudolf Weinmann,
R. Voigtländer-Verlag, Leipzig 1931.

Zitat:

VORWORT

Es ist ein in der Geistesgeschichte der Menschheit einzig dastehender Fall, daß eine Theorie als kopernikanische Tat ausgerufen und gefeiert wird, die selbst im Falle ihrer Geltung niemals unser Natur- und Weltbild umzugestalten vermag; in deren Wesen es liegt, so schwer-, ja un­verständlich für die Allgemeinheit zu sein, daß ihre Popularität kaum be­greiflich erscheint. Die Suggestivkraft eines immer wieder plakatierten Namens, das mißverständliche und mißverstandene Schlagwort der „Rela­tivität“, snobistische Bewunderung halberfaßter Paradoxien beugen den einfachen ratlosen Verstand.

Unbefangenes Denken und unvoreingenommene Wissenschaft haben von Anfang an rebelliert. Haben gewichtigste Zweifel geäußert und Fragen gestellt. Sie wurden mit gänzlich vorbeizielenden Wendungen abgetan.

So berührte die Gegenäußerung Einsteins zu Lenards berühmten ersten Einwänden (1918) gerade die Hauptpunkte zu wenig oder gar nicht. Ähnliches wiederholte sich auf der Nauheimer Naturforscher­versammlung 1921. Anläßlich der Leipziger Zentenarfeier 1922 endlich sahen sich 19 Physiker, Mathematiker und Philosophen zu einem gemein­samen Protest gezwungen, in dem es u. a. heißt: „Sie (die Unterzeichneten, darunter Lenard, Gehrcke, Lipsius, Palagyi, Mohorovicic, Fricke, Vogt­herr, Kremer, Lothigius) beklagen aufs tiefste die Irreführung der öffent­lichen Meinung, der die Relativitätstheorie (RTH) als Lösung des Welt­rätsels angepriesen wird und die man über die Tatsache im unklaren hält, daß viele und auch sehr angesehene Gelehrte der drei genannten Forschungsgebiete die RTH nicht nur als eine unbewiesene Hypothese ansehen, sondern sie sogar als eine im Grunde verfehlte und logisch un­haltbare Fiktion ablehnen.“

Dies alles wurde kaum bekannt.

Zeitschriften und Zeitungen, die allein die Stimme der Aufklärung und Kritik oder doch wenigstens des Zweifels vor die Hunderttausende zu bringen in der Lage wären, scheinen sich mit verschwindend wenig Ausnahmen verschworen zu haben, jedes, auch das platteste Ja zu bringen, jedem Nein sich zu verschließen. Ähnliches gilt leider auch für die Haltung der Verleger und neuerdings schließt sich der gleichen Parole auch der Rund­funk an. Forscher von größtem Namen wissen hiervon zu berichten.

So konnte es der Allgemeinheit vorenthalten bleiben, daß die RTH, weit entfernt, ein sicherer wissenschaftlicher Besitz zu sein, neuerdings durch unwiderlegbare Argumente als ein Komplex in sich widerspruchsvoller Behauptungen, als denkunmöglich und -überflüssig nachgewiesen ist. Es ist nicht bekannt geworden, daß bereits die geistigen Väter Ein­steins, daß die Gegner an Zahl und Bedeutung den Anhängern zum mindesten Mach und Michelson, die RTH ablehnten. Es ist nicht bekannt geworden, gewachsen sind.

Mehr noch fällt ins Gewicht die unerhörte Tatsache, daß weder von Einstein selbst noch von seinen Kommentatoren auch nur der Anlauf zu dem Versuch unternommen wird, die mehr und mehr sich häufenden Argumente der Gegner zu entkräften.

Ein offener Brief von Prof. Kraus (Prag) an Einstein und Laue (1925), in dem mit zwingender Logik entscheidende Antwort auf entscheidende Fragen gefordert wird, wurde unbeachtet gelassen. Schon vorher hatte man Kraus und Gehrcke verhindert, in der „Zeitschrift für Physik“ und im „Logos“ neue Bedenken zu äußern und Schwächen des Gegners auf­zudecken. Der Naturforscherkongreß in Innsbruck wünschte keinen Vor­trag gegen die RTH, nachdem im Jahre vorher Schlick einen solchen für Einstein hatte halten dürfen.

Gerade weil die RTH zu einer Angelegenheit nicht nur der Wissenschaft, sondern der Allgemeinheit geworden ist oder gemacht wurde, gerade weil sie unser ganzes Weltbild umgestalten will oder soll, hätten ihre Verfechter die Verpflichtung, Rede zu stehen im Dienste der Wahrheit, um die allein es geht. Hätten Zeitschriften und Zeitungen die Pflicht, den Meinungsaustausch nicht zu sabotieren.

Zweck dieser Veröffentlichung ist, dem Terror der Einsteinianer einen Überblick über Zahl und Gewicht der Gegner und Gegengründe entgegen­zustellen. Zweck ist, der Aufklärung der Allgemeinheit und der Klärung der in Frage stehenden Probleme zu dienen.

Die Herausgeber sind darauf gefaßt, daß die Gegenseite sich auf unzweifelhaft vorhandene schwächere, angreifbare Argumente, auf ge­legentliche Widersprüche zwischen den einzelnen Autoren stürzen und so die vorliegende Sammelschrift zu entwerten versuchen wird. Dem­gegenüber sei im voraus festgestellt, daß eine einheitliche und authentische Darstellung auch der Relativitätstheorie weder von Seiten Einsteins noch von selten seiner zahlreichen Kommentatoren vorliegt. Vielmehr schillert die RTH in allen Farben. Einstein selbst hat sich in wider­spruchsvollen Deutungen (s. Ätherfrage, Uhrengang, Geltung der ab­soluten Konstanz der Lichtgeschwindigkeit) ergangen, die wiederum in gelegentlichem Gegensatz zu den Deutungen von Mie, Reichenbach, Thirring, Born, Freundlich, Sommerfeld, Riebesell, Weyl, Schlick, Planck, Petzoldt u. a. stehen, während diese wieder unter sich physikalisch, mathe­matisch und erkenntnistheoretisch auseinandergehen. (Näheres hierüber bei Gehrcke, Kraus, Lenard, Lipsius, Linke a. u. a. O.) Selbst über elemen­tarste Grundbegriffe wie „Zeit“, „Wirklichkeit“ (der Raumverkürzung usw.) herrscht tiefgehende Unklarheit und Meinungsverschiedenheit. Der vieldeutigen und mißverständlichen Gegenfront kann daher keine ein­heitliche Eigenfront entgegengestellt werden. Aber sicherlich findet sich zu jedem Argument der Einstein-Seite das entsprechende entlarvende Gegenargument. Bei unbefangener und gerechter Prüfung wird das vorliegende Material in seiner Gesamtheit unter allen Umständen gegen Einstein und jede Lesart seiner Theorie zeugen.

Die Herausgeber.

(Zitatende)

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Beachten Sie auch die Einträge von G. O. Mueller
im 4. Kapitel seiner Dokumentation, Suchbegriff: „Hundert Autoren“.

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