Eines der größten Missverständnisse der modernen Wissenschaftsgeschichte

Eines der größten Missverständnisse der modernen Wissenschaftsgeschichte
von Helmut Hille, Heilbronn

© HILLE 2002, Juli 2008 ergänzt 

Zitat:

Es ist die Überzeugung vieler sich für fortschrittlich haltender Menschen, die Relativitätstheorie und die Quantenmechanik hätten das menschliche Denken aus dem engen Korsett eines mechanistisch-deterministischen Weltbildes befreit, für das die Namen Descartes und Newton stünden. Auch Heisenberg glaubte dies von seiner Mechanik zuerst selbst, wie mir C.F.v. Weizsäcker persönlich berichtete. Dabei war es gerade das große Verdienst der beiden Naturphilosophen Descartes und Newton erkannt zu haben, dass Körper ihre Trägheit „soviel an ihnen liegt“ bzw. „von sich aus“ haben und sie nicht von Gott (bei Einstein „die fernen Fixsternmassen“) verliehen bekommen. Ihre Physik war also gerade nicht deterministisch, folgte keinem Ismus, sondern ließ die Kräfte dort, wo wir sie einzig wahrnehmen können, nämlich bei den Dingen selbst. Ihr Weltbild war ein realistisches und kausales, in dem sich die Partner gemäß ihren eigenen Wirkmöglichkeiten entfalten, so wie dies ja auch das Ideal eines freiheitlichen demokratischen Staates ist.

Aber einem im autoritären Zeitgeist aufgewachsenen Denker wie Einstein war jede Eigenmächtigkeit suspekt und er bestritt bis aufs Messer, dass Gott irgendetwas den Dingen selbst oder dem Zufall überlassen würde, ja, er fragte sich, „ob (selbst) Gott bei der Erschaffung der Welt eine Wahl hatte.“ Dabei ist der Zufall das auslösende kreative Moment der Schöpfung, der in seinem Gesetz erstarrte nicht würfelnde Gott Einsteins das Symbol geistigen Stillstands bis in alle Ewigkeit, die Spezielle Relativitätstheorie dazu passend der Versuch, ein unerwünschtes Faktum auf das Wunschergebnis hin zu relativieren, um nicht umdenken zu müssen. Auch den Menschen sah er nicht in der Verantwortung für sein Denken und Tun, da er „nach äußerer und innerer gesetzlichen Notwendigkeit handelt“. Und ein solcher Mann mit seiner an ein mythisches Denken der Vorzeit erinnernden Lehre wird als Überwinder des Determinismus gefeiert, den er selbst erst auf die Spitze getrieben hat! Verkehrter geht es wohl nicht! Aber es ist nur eines von vielen Missverständnissen von und um Einstein. Man muss schon keine Ahnung von Physikgeschichte haben, um das alles glauben zu können, wofür heute der Name „Einstein“ steht. Oder man möchte sich vom sorgfältigen und mühsamen Bedenken von Ursache und Wirkung verabschieden und in Denkökonomie lieber einem freien Phantasieren folgen. Da ist man allerdings bei Einstein gut aufgehoben, dem Phantasie wichtiger war als Wissen, „denn Wissen ist begrenzt.“

(Zitatende)  

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