Abraham, Max 1908: „Theorie der Elektrizität“

Ich nehme Bezug auf den Kommentar von Prof. Dr. rer. nat. Joachim Meyer zu dem Beitrag vom 6. April 2009 in diesem Blog: „Wer war der erste Kritiker der Relativitätstheorie?“
Prof. Meyer schreibt (Zitat):
„Sie erwähnen mit Recht zahlreiche frühe Kritiker der Relativitätstheorie, deren Namen und Kritiken allesamt ihre Berechtigung haben. Sie erwähnen allerdings nicht einen Namen, der in diesem Zusammenhang mindestens die gleiche Erwähnung verdient und der (als Jude) auch nicht die übliche antisemitische Verunglimpfung erfahren kann. Ich meine M. Abraham, der in seinem zweibändigen Werk „Theorie der Elektrizität“ (Leipzig-Berlin, 1914) auf der letzten Seite des zweiten Bandes schreibt (ich kann es hier nur sinngemäß zitieren): „Allein schon die Schwere des Lichtes steht im Widerspruch zu der behaupteten Konstanz der Lichtgeschwindigkeit“.“  [Hervorhebung durch Fettdruck von Friebe]

(Weitere Beiträge von Prof. Dr. Joachim Meyer finden Sie hier und hier und hier!) 

G. O. Mueller berichtet in seiner Dokumentation, Kapitel 4: Seite 391 ff., bereits mehrfach über Max Abraham:

Zitat:

Abraham, Max 1908 Theorie der Elektrizität [Bd. 2]: Elektromagnetische Theorie der Strahlung / Max Abraham. 2. Aufl. – Leipzig (usw.): Teubner 1908. 404 S. Vorwort: Juli 1908. 

Vorwort: Wenn man an der elektromagnetischen Deutung festhält, führt „die Einführung des Relativitätspostulats – wenigstens in der Dynamik des Elektrons – zu ungelösten Widersprüchen“ (S. IX). – S. 294-397: Bewegte Körper. Die Elektronentheorie von Lorentz kann die magnetischen Eigenschaften der Körper noch nicht befriedigend erklären; daher ist es „ gewagt“, sie „zur Begründung der elektrodynamischen Feldgleichungen für bewegte Körper heranzuziehen“ (S. 305). – Diskutiert die Elektrodynamik bewegter Körper von E. Cohn (S. 308), den Versuch von Fizeau (S.310-312). Nimmt durchgängig „absolut ruhende Beobachter“ und „absolute“ und „ relative“ Strahlen“ an. – „Die Existenz einer trägen Masse der Hohlraumstrahlung ist zuerst von F. Hasenöhrl behauptet worden“ (S. 351), nämlich 1904. – Nennt das Meßergebnis des MMV, bewertet es als „negativ“ (S. 361). Die Hypothese der Längenkontraktion könnte das MMV-Ergebnis erklären; eine Dimensionsänderung fester Körper könnte man jedoch nur durch „absolut ruhende“ Maßstäbe messen, die allerdings auf der bewegten Erde nicht verfügbar sind: „Mit irdischen Maßstäben kann man diese Behauptung weder bestätigen noch widerlegen“ (S. 362). „Die … eingeführte Kontraktionshypothese erscheint zunächst bedenklich“ (S. 363). Lorentz will die Kontraktion durch Molekularkräfte erklären, die jedoch noch nicht „befriedigend gedeutet“ sind (S. 364). – Einsteins „Forderung“ der C-Konstanz und das Relativitäts-„Postulat“ und die daraus abgeleitete Zeitdefinition führen zu „nicht annehmbaren“ Konsequenzen: „sie machen es notwendig, die Einsteinsche Zeitdefinition abzulehnen“ (S. 368-369). Die Dauer eines Vorganges ist unabhängig davon, ob sie „in der Skala der allgemeinen Zeit oder in der Ortszeitskala gemessen wird“ (S. 369); das Postulat der C-Konstanz muß fallen. – Die Theorie von E. Cohn genügt dem Postulat der Relativität, ohne Deformation bewegter Körper oder besondere Zeitmaße in bewegten Systemen und liefert eine einfachere Deutung als Lorentz (S. 395). 

In der Darstellung der bewegten Körper fehlt die von Einstein in seiner Ur-Kunde 1905 behandelte Asymmetrie der Induktion zwischen „ruhendem“ und „bewegtem“ Magnet und Leiter. – Abraham trägt in dieser Auflage seines Lehrbuchs die früheste in Deutschland veröffentlichte fundamentale Kritik der Theorie vor, nach der Vorwortdatierung „Juli 1908″ noch vor Minkowskis Vortrag in Köln im September 1908.

(Zitatende) 

Lesen Sie bitte hier weiter ab Seite 391. Es folgen dort weitere acht Stellungnahmen von G. O. Mueller zu Max Abraham aus den Jahren 1910, 1912 (zweimal), 1914 (dreimal), 1921 und 1923.

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