Widersprüche der Ontologisierung
Von Dr. Walter Theimer
Widersprüche der Ontologisierung
Nachstehend bringe ich eine Leseprobe (Seiten 55 bis 61) aus dem Buch:
“Die Relativitätstheorie – Lehre, Wirkung, Kritik“ amazon
Zitat:
Widersprüche der Ontologisierung
Nehmen wir einen Augenblick an, daß die Uhr in S’ tatsächlich nachgeht. Damit wird ihre Zeit in S’ zur Eigenzeit. Entgegen dem Ansatz der Relativitätstheorie sind die Eigenzeiten in S und S’ nicht mehr gleich; das Nachgehen in S’ entsteht nicht mehr durch das «Hinübermessen» von S aus, sondern ist autonom und faktisch.
Den Überlegungen der Relativitätstheorie ist der Boden entzogen. Die Situation ist nicht mehr relativistisch und kann nicht aus der Relativitätstheorie abgeleitet werden. Gegenseitigkeit und Symmetrie, bisher die betonten und wesensnotwendigen Kennzeichen der relativistischen Messungen, sind gestrichen. Die beiden Systeme sind nicht mehr gleichberechtigt. Es gibt nun ein bevorzugtes System S’, in dem die Uhr tatsächlich nachgeht, und ein zurückgesetztes System S, in dem das von S’ aus beobachtete Nachgehen der Uhr ein metrischer Trug ist. Nach der Rückkehr zeigt der Zeigerstand der Uhr in S’ ein wirkliches Nachgehen an, nicht jedoch der Zeigerstand der Uhr in S. Der aus S’ ausgestiegene Beobachter stellt fest, daß die Uhr in S gegenüber seiner Borduhr vorgeht und nicht nachgeht.
Während der Fahrt sieht der Beobachter in S’ die Uhr in S, die noch die alte Eigenzeit hat, langsamer gehen; sie geht nach seinen Messungen gleich mit seiner verlangsamten Borduhr. Somit gilt t = t’. Die Relativitätsbedingung, wonach t nicht gleich t’ ist, ist verschwunden. Infolgedessen stehen die beiden Systeme nicht mehr miteinander über die Lorentz-Transformation in Beziehung. Die Situation entspricht nicht mehr der Relativitätstheorie, die eine solche Beziehung zwischen bewegten Systemen voraussetzt. Wenn t = t’, so gilt die Lorentz-Transformation nur bei v = 0 (Wiegand 1964, Nordenson 1969, Essen 1971).
Einstein stößt mit der einseitigen Ontologisierung sein eigenes System um. Er scheint es nicht zu bemerken. Er bemerkte auch nicht, daß mit der neuen Annahme das «Uhrenparadoxon» der ursprünglichen Theorie verschwunden war. Denn das Paradoxon bestand ja nicht darin, daß die eine Uhr nachging, sondern daß beide Uhren gleichzeitig nachzugehen schienen. Unbemerkt blieb auch, daß mit der Ontologisierung die Messung und die Wirklichkeit wieder zweierlei wurden, womit ein weiterer Grundpfeiler der Relativitätstheorie fiel: in S wird von S’ aus ein Nachgehen gemessen, aber es ist nicht real.
Das sind aber noch nicht alle Widersprüche. Der Beobachter in S scheint vergessen. Untersucht man seine Eindrücke (was Einstein unterläßt), so zeigt sich, daß die Welt nicht mehr für alle Beobachter gleich aussieht, wie es die Relativitätstheorie fordert. Die Uhr in S geht laut Definition nicht nach. Sie kann es auch nicht, denn erstens würde das die Zwei-Wirklichkeiten-Theorie bedeuten, zweitens aber ist kein Grund zu sehen, warum sie nachgehen sollte. Das Nachgehen der Borduhr in S’ ist eine (wenn auch mystische) Ontologisierung des von S aus gewonnenen metrischen Eindrucks. In S gibt es aber nichts zu ontologisieren, denn von S’ aus beurteilt geht die Uhr in S gar nicht gegen die Uhr in S’ nach, wenn die letztere wirklich langsamer geht. Außerdem ruht die Uhr real in S.
Der Beobachter S hat also unverändert seine alte Eigenzeit und beobachtet in S’ eine Uhr, die um einen von der Lorentz-Transformation gegebenen Wert effektiv nachgeht. Sie muß ihm nochmals um die Lorentz-Differenz verlangsamt erscheinen. War bei beiderseits gleicher Eigenzeit 1 Sekunde in S’ gleich 2 Sekunden in S, so ergibt sich nunmehr ein Verhältnis 1:4. Das entspricht nicht der Relativitätstheorie.
(Zitatende)
Siehe auch HIER vom gleichen Autor!
- 18. Oktober 2013
- Deutschsprachige Kritik der Relativitätstheorie
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